Samstag, 7. November 2009 - Danke!
Heute Morgen hattest du Bauchweh. Ich habe meine Hand auf deinen Bauch gelegt, eine 3/4 Stunde lang. Es hat dir geholfen. Ich habe meine Hand ganz warm werden lassen. Liebe: über mein Kronen-Chakra in mein Herz, von dort weiter in meine Hand. Ich liebe dich, mein Kind! Ich liebe dich!
Sonntag, 8. November 2009 - Danke!
Heute Morgen hattest du wieder Bauchschmerzen. Wir haben dich zu uns ins Bett geholt, ich habe dir die Hand auf dein Bäuchlein gelegt, dann sind wir alle eingeschlafen. Bis zehn Uhr. Am Abend waren wir mit dir bei Mamas Mama und ihrem Mann im „Achterdeck“. Zum ersten Mal bist du in einem Restaurant gewesen. Du warst vollkommen still. Kein Schreien, kein Klagen. Erstaunlich. Hätte ich nicht gedacht.
Donnerstag, 12. November 2009 - Danke!
Dein kleiner
weißer
Schlafsack
die Ärmelchen
so winzig
wie ein
kleines
Mönchlein
siehst
du darin
aus wenn ich
das Oberteil
über deiner
Brust
falte
und mit den
Bändchen
verschließe
dein Köpfchen
schaut heraus
aus diesem Weiß
dann
der wärmende
Schlafsack
Bärchen
die Entchen
an der Leine
führen
oder Luftballons
Bärchen
die lächelnd
inmitten
von bunten
Ballons stehen
Entchen
Ich halte
den Schlafsack
an mein Gesicht
Du lebst
seit sechs Wochen
und zwei Tagen
in dieser
Welt.
Du sitzt
auf meinem
Schoß
dein Köpfchen
wackelt
links, wackelt
rechts
deine Arme
rudern
durch die Luft
deine Äuglein
schauen
schauen dem
Licht zu
Aufgeregt
bewegt sich
der Schnuller
in deinem
Mund
Besuch ist da
so viele Menschen
In der Nacht
wachst du
auf
schreist
Hunger hast
du
Mama steht
auf
hebt dich
vorsichtig
aus dem
Bettchen
legt dich
an ihre
Brust
du trinkst
dein Mund
die Brustwarze
fest
umschlossen
trinkst
während
Mama dich anschaut
Nacht für
Nacht
nährt sie
dich
Nacht für
Nacht kümmert
sie sich
um dich
dass du isst
wächst
gedeihst
Liebe
ist das
Mamas
große Liebe
für dich, mein
Schatz!
Ein
Meer aus
Liebe!
Uferlos
grenzenlos!
Samstag, 14. November 2009 - Danke!
Gestern waren wir mit dir auf Föhr. Das war das erste Mal, dass wir mit dir Amrum verlassen haben seit deiner Geburt. Es hat geregnet, fast den ganzen Tag. Um 9.16 Uhr sind wir mit dem Bus nach Wittdün gefahren. Zwei Frauen haben uns angesprochen, von denen die eine in Berlin lebt. Auf der Fähre sind wir mit dem Fahrstuhl in den Salon gefahren, haben dir Jacke und Mütze ausgezogen und dich im Kinderwagen gelassen. Du hast geschlafen. Auf Föhr sind wir zu Dr. Ranke gegangen. Deine Hörfähigkeit wurde getestet von einer Hebamme. Alles in Ordnung. Du warst zum ersten Mal wieder in dem Zimmer, in dem wir dich, winzig klein, am Tag nach deiner Geburt gewickelt haben. Wenn ich heute daran denke … Du warst so klein! Mama hat sich untersuchen lassen. Auch mit ihr ist alles o. k. Wir sind zur Bücherei gegangen. Tja, zunächst war Mama immer dort, als sie schwanger war, der Bauch dicker und dicker wurde, und jetzt schieben wir dich im Kinderwagen hinein. Von dort ging es zum Reformhaus und danach in einen Supermarkt. Danach sind wir in eine Café und haben uns gestärkt. Auch dort hast du geschlafen. Um 15 Uhr sind wir mit der Fähre zurück. Mitarbeiterinnen der AOK-Klinik waren dort. Dort gibt es wohl H1N1-Fälle. Das macht uns etwas Sorge. Als wir aussteigen wollten, mussten wir feststellen, dass der Regenschutz für den Kinderwagen fort war. Gestohlen. Was für eine Frechheit! Zum ersten Mal in acht Jahren, dass uns auf der Fähre etwas geklaut wurde. Das Schlimme war, dass wir im Bus neben dem Dieb und seiner Frau standen. Die waren in Wyk auch mit Kinderwagen auf die Fähre – aber dort noch ohne Regenschutz. Den hatten sie aber jetzt. Von uns. Aber wir konnten ihnen den Diebstahl nicht nachweisen, weil wir unseren Regenschutz nicht markiert hatten. Sie konnten mir nicht in die Augen schauen, obwohl ich sie ständig fixierte. Ich war sehr wütend, Mama auch, aber was sollten wir machen?! Du hingegen warst sehr ruhig die ganze Zeit.
Mittwoch, 18. November 2009, Danke!
Gestern
hast du
geschlafen in
deinem Bettchen
und ich schlief
auf dem Futon
müde
wir beide
müde
Am Abend
habe ich
den Futon
ausgezogen
dich
neben
mich
gelegt
dich angeschaut
schlafen
wolltest du
nicht
nur kurz
immer wieder
kein Schreien
kein Klagen
bis
der Hunger
kam
Sonntag, 22. November 2009 - Danke!
Du wächst, du nimmst an Gewicht zu. Du hast wache Augen. Du lachst. Ja, du lachst, und das ist wunderschön! Wenn du in deinem Bettchen liegst oder auf dem Wickeltisch, lachst du uns so herzlich an. Du wirst schwerer, d. h., es ist noch nicht wirklich schwer, dich aus dem Bettchen zu heben, aber es ist auch nicht mehr so leicht wie vor zwei oder drei Wochen. Am Dienstag bist du seit zwei Monaten in dieser Welt. Du versuchst, zu vokalisieren. Du liegst in deinem Bettchen, ich beuge mich über dich, du konzentrierst dich, öffnest den Mund und heraus kommt Wunderbares! Ein ganz hohes: Heh! oder Hoh! Eine Stimme, die nach Ausdruck sucht. Es ist toll, wirklich wundervoll, das zu erleben!
Wir gehen jeden Tag mit dir spazieren. Heute waren wir im Friesen-Café, aber nur kurz, weil du Hunger hattest und anfingst zu schreien. Also sind wir wieder nachhause. Am Abend haben wir dich auf den Bauch gelegt. Da hast du dein Köpfchen gehoben und ihn von der linken zur rechten Seite gedreht. Toll!
Dienstag, 24. November 2009 - Danke!
Du bist nun seit acht Wochen in dieser Welt, mein Engel! Seit acht Wochen! Heute Morgen lagest du in der Küche auf meinen Oberschenkeln. Ich hielt deinen Kopf mit der linken Hand – und dann hast du vokalisiert! „Auuh! Oohhh! Aaaa!“ Es war so schön, das zu erleben! Später bist du, immer noch in meinen Armen, in der Küche eingeschlafen. Dein Kopf lag auf meinem Arm. Ich liebe dich, mein Engel!
Heute hast du aus Echthausen eine wunderschöne Stickerei bekommen von D. H. Anna, steht ganz oben auf der Karte. Daneben das Geburtsdatum, Gewicht, die Größe. Ein Luftballon und eine Eisenbahn mit Bären, einer Maus. Sehr schön sieht das aus!
Mittwoch, 25. November 2009 - Danke!
Unablässig
kreisen deine
Arme
in wilder Ungeduld
unkontrolliert
noch die Bewegung
kein Ziel haben
deine Hände
so scheint es
deine Fäustchen
schlagen gegen
den Kopf
unablässig
deine Fingerchen
wie Mudras
du, mein
liebster Stern!
Der Wickeltisch
ist, so
scheint es
der liebste
Ort
du strampelst
lachst
verdrehst
deinen Körper
nach links
nach rechts
schaust
fasziniert zu
den Glöckchen
und Wölckchen
und Sternchen
zum Mond, der
auf einer Wolke
schläft
dein Köpfchen
dreht sich von
rechts
nach links von
links nach
rechts
nach links
du schaust mich an
lächelst
lachend
öffnet
sich dein
Mund und
du beginnst
zu vokalisieren
konzentriert
aus der Tiefe
des Rachens
klingt es: Ah! Uaah! Auo!
Du bist
fasziniert
von der eigenen
Stimme
und freust dich
daran
so wie ich
so wie wir
Beim Baden
ruht dein
Köpfchen
auf meinem
Unterarm
Deine Augen
groß
im
bekannten
unbekannten
Nass
ganz geheuer
ist dir das
nicht
dabei schwammst
du neun
Monate in
Mamas Bauch
die kleine
Wanne ist
fast zu
klein für
dich
Mama wäscht
dich,
ihre
zarten Hände
streichen über
deinen Körper
dein Bäuchlein schaut
aus dem Wasser
ich netze es
mit Wasser
dann
wenn du
genug hast
lege ich eine
Hand unter den
Po und trage dich
zur Wickelkommode
eingehüllt in
ein weiches, weißes
Tuch liegst
du da
Copyright 2019 Hubertus Tigges
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